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Fröndenberg/Unna: Erfassungsprojekt der Insekten, Spinnen und Kleinlebewesen im Hemmerder Schelk am 20.06.2020 (Fabian und Gregor Zosel)

Es sind nur wenige Waldgebiete im Kreis Unna, in denen der Vogelbestand über Jahrzehnte gut erforscht und dokumentiert wurde. Eines dieser Waldgebiete von Unna ist das Hemmerder Schelk an der Nordostgrenze Fröndenbergs, welches über Jahrzehnte von Bernhard Glüer „betreut“ wird. Wie es aber mit der Insektenwelt in unseren Wäldern des Kreises aussieht, ist nicht erfasst. Inspiriert durch die letzten Exkursionen in die Wälder in der „Nachbarschaft“ des Kreises Unna, wo man sich von den schönen Beobachtungen der Insekten am Wegesrand erfreuen konnte, habe ich beschlossen, einmal ein größeres Waldstück gezielt nach den „kleinen“ Lebewesen zu schauen. Meist bleiben diese unerkannt, wo sie doch gerade für unsere heimische Vogelwelt lebensnotwendig sind. Wir als Ornithologen sollten doch mal genauer hinschauen, wie es mit der Lebensgrundlage unserer gefiederten Freunde aussieht. Somit habe ich letzten Donnerstag beschlossen, mit der Erfassung der Insekten, Spinnen und sonstigen Kleinlebewesen im Waldgebiet des Hemmerder Schelks zu beginnen. Mein geplantes Projekt ist über genau 1 Jahr geplant, um alle Jahreszeiten mit deren Flug-und Aktivitätszeiträume der Insekten und Co. abzudecken. Dabei geht es mir nicht um die Anzahl der jeweiligen Tierart; vielmehr möchte ich einen Überblick über das breite Artenspektrum bekommen. Wie ich genau, diese Insektengruppen unterteile und dokumentiere, weiß ich noch nicht genau. Wahrscheinlich werde ich mich aber an der Dokumentation meiner jahrelangen Insektenerforschung der Kiebitzwiese und des Hammer Wasserwerkes orientieren. Schon die ersten 4 Tage im Schelk zeigten, wie umfangreich beim genaueren Hinschauen unsere Insektenwelt doch ist. Trotz Artenrückgang und Individuenabnahme habe ich einige unerwartete Beobachtungen an diesem Wochenende schon machen können. So konnte ich schon über 100 Insektenarten für das Untersuchungsgelände bestimmen. Oft ist eine Bestimmung für mich als Laie nicht einfach. So sitze ich an eine einzige Art manchmal einige Stunden, wo ich Fachliteratur wälze, im Internet recherchiere oder im Notfall die einzelnen Gruppen im sozialen Netzwerk um Bestimmungshilfe bitten muss. Manche Art kommt schließlich doch in den Ordner „unbestimmt“. Unterstützt bei den Begehungen des „Projektwaldes“ sowie bei den Bestimmungen werde ich von meinem Sohn Fabian. In Zukunft werde ich ab und zu von diesem Projekt auf der OAG-Seite berichten und mit Fotos den Lesern über den Stand der Arbeit sowie von der „Artenvielfalt“ informieren. Im Anschluss ein paar Eindrücke der ersten vier Tage!

Karte
Inmitten meiner roten Markierung liegt das Untersuchungsgebiet des Projekts: das Hemmerder Schelk……am 20.06.2020
Schillerfalter
Ganze 4 Tage hat es gedauert, bis ich endlich diese Belegfotos vom Großen Schillerfalters “ (Apatura iris) im Kasten“ hatte. Meist konnte ich ihn nur oben in den Baumwipfeln kurz fliegen sehen. Diese Art war bis jetzt der Höhepunkt der Beobachtungen….am 19.06.2020 (Foto: Gregor Zosel)
Braunwurznönch
Farbenprächtig und zugleich abschreckend für Fressfeine ist die Raupe vom Braunwurz-Mönch (Shargacucullia scrophulariae) ….am 16.06.2020 (Foto: Gregor Zosel)
Halsbock
Er ist bis jetzt sicher die seltenste Käferart, die mir in den letzten 4 Tagen „über dem Weg“ lief: der Haarschildige Halsbock (Stictoleptura scutellata)….am 18.06.2020 (Foto: Gregor Zosel)
Zangenbock
Aber auch der Schwarzfleckige Zangenbock (Rhagium mordax) war mir bisher“ nicht untergekommen“….am 16.06.2020 (Foto: Gregor Zosel)
Schornsteinwespe und Goldwespe
Nicht schlecht staunte ich, als ich auf einer Kahlschlagfläche in einem Wurzelteller etwa 10 kunstvolle Röhren der Gemeine Schornsteinwespe (Odynerus spinipes) entdeckte. Inmitten eines Waldes hatte ich bisher diese Art noch nicht beobachten können. Während links noch fleißig an der Röhre im Eingangsbereich zur Brutkammer „gemauert“ wird, trägt auf dem oberen Bild eine Schornsteinwespe Nahrung für die Larven in die Brutkammer mit einem Ei. Bei der Nahrung für den Nachwuchs handelt es sich ausschließlich um Larven von Rüsselkäfern. Wo die Schornsteinwespe ihre Brutkammern anlegt, ist auch die Bunte Goldwespe (Chrysis viridula) oft zu finden (Bild unten). Sie lebt parasitisch von der Schornsteinwespe. Dabei gräbt sie die Brutkammern frei und legt ihr Ei an die Larve ihres Wirtes. Der dient nun wiederum als Nahrung für die Larve der Goldwespe….am 18.06.2020 (Foto: Gregor Zosel)
Feldsandlaufkäfer
Wo durch Kahlschläge der Waldboden ausgetrocknet und dadurch ein Trockenbiotop entstanden ist, fand ich den Feld-Sandlaufkäfer (Cicindela campestris….am 16.06.2020 (Foto: Gregor Zosel)
Raubfliege
Die Gelbe Raubfliege oder Gelbe Mordfliege (Laphria flava) jagt von einem Ansitz aus. Dabei kann sie wie hier mit ihrem kräftigen Rüssel sogar den Panzer von Weichkäfern durchbohren und das Opfer aussaugen…am 19.06.2020 (Foto: Gregor Zosel)
Strauchdieb
Eine andere Raubfliegenart hat, wie viele Insekten auch, einen ungewöhnlichen oft lustigen Namen. Hier handelt es sich um einen Gemeinen Strauchdieb (Neoitamus cyanurus)…am 16.06.2020 (Foto: Gregor Zosel)
Eichelbohrer
Neben lustigen Namen ist es aber auch oft das Aussehen, das einem zum Schmunzeln bringt. Hier der Pinocchio in der Insektenwelt: ein Eichelbohrer oder Gewöhnliche Eichelbohrer (Curculio glandium)…..am 16.06.2020 (Foto: Gregor Zosel)
Langhornmotte
Rekordverdächtig sind die Fühler dieser Gebänderten Langhornmotte (Nemophora degeerella) im Vergleich zu ihrem Körper…..am 16.06.2020 (Foto: Gregor Zosel)
Glasflügelwanze
Die Hellbraune Glasflügelwanze (Rhopalus subrufus) gehört sicherlich zu den farbenprächtigsten Wanzen, die ich bisher entdeckte…..am 19.06.2020 (Foto: Gregor Zosel)
bohrfliege
Einige Arten fallen schon von weitem auf. Nach ihnen braucht man nicht großartig suchen, wenn sie im Gebiet vorkommen, wie diese Distel-Bohrfliege (Xyphosia miliaria ….am 18.06.2020 (Foto: Gregor Zosel))
Plattbauch
Bei einigen Arten braucht es keine aufwendige Zeit zur Bestimmung. wie bei diesem Plattbauchmännchen (Libellula depressa). Sie erkennt man oft schon sofort…..am 16.06.2020 (Foto: Gregor Zosel)