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Bönen/NSG Lettenbruch: Baumfalke, Sperber, Rotmilan, Mäusebussard, Grünspecht, Elster etc. am 24.08.22 (C. Rethschulte).

Heute Vormittag zeigen sich im NSG Lettenbruch u.a. die bekannten Protagonisten (vgl. meine Meldung vom 19.08.22) : vier Baumfalken, ein Sperber, zwei Rotmilane, drei Mäusebussarde, zwei Grünspechte und eine Elster.

Im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit dieser Meldung sollen die Baumfalken stehen, sind sie doch in Bönen und Umgebung mit zwei erfolgreichen Bruten vor Ort. Der hohe Stellenwert dieser Bruten ergibt sich im Vergleich mit den Angaben des Brutvogelatlas für NRW (2013), der einen Bestand von nur ca. 400-600 Brutpaaren für Gesamt-NRW angibt. 

Da die jeweils zwei Jungvögel in Bönen bereits sehr kräftig entwickelt und flugsicher sind, werden uns diese aparten Luftjäger in Kürze wohl verlassen.

Baumfalken – (falco subbuteo – interessant ist, dass aus dem lateinischen Namen zwar der deutsche Namensteil   „-falke“ abzuleiten ist, die Erstsilbe „Baum“ darin aber keine Ableitung findet – eine mögliche Übersetzung wäre eher: Habicht und Falken ähnlicher Vogel mit  gekrümmten Fängen) – brüten in fast ganz Europa und in weiten Teilen Nord- und Zentralasiens bis nach Japan und Kamtschatka. Der größte Teil des mitteleuropäischen Bestandes lebt in den Niederlanden, Deutschland und Polen. 

Für Klaus Richarz (Vogelzug 2019, S. 127) ist der früher gebräuchliche deutsche Name für den kleinen, schnellen und wendigen Luftjäger viel treffender als sein heutiger Name: „Lerchenfalke“. Lerchen gehörten neben Sperlingen und Schwalben zu seinen Hauptnahrungsquellen. Mit dem Rückgang dieser Beutevögel und der gebietsweisen Abnahme von Rabenvögeln, deren Nester sie für ihre Brut nutzen, gingen auch die Baumfalkenbestände bei uns auf die oben genannten Zahlen zurück.

Als ausgesprochene Zugvögel halten sich Baumfalken in der Regel nur von Mitte April bis Ende September bei uns in den Brutgebieten auf, um dann in ihre Winterquatiere südlich des Äquators (Angola, Südafrika) zurück zu fliegen. Knapp die Hälfte des Jahres verbringen die Vögel somit in Afrika, ein Drittel in den Brutgebieten und ca. 10% auf ihren Frühjahrs- bzw. Herbstzügen. Ähnlich wie u.a. Mauersegler oder Wespenbussarde könnte man mit dem ornitologischen Forscherehepaar Meyburg (zitiert nach Richarz, S. 72) Baumfalken auch als „einen eigentlich afrikanischen Vogel“ bezeichnen, der uns nur zu einem kurzen „Brutgastspiel“ besucht.

In 2008 begann das Ehepaar Meyburg Baumfalken mit Hilfe der Satellitentelemetrie zu besendern, so dass wir heute sowohl über die Flugrouten als auch die Aufenthaltswerte dieser Greifvögel besser Bescheid wissen. Zusammenhänge mit Witterungsbedingungen auf ihren Flugrouten konnte das Ehepaar Meyburg bislang nicht feststellen: Die Baumfalken scheinen auf ihren Flügen die schnellste und kürzeste Route anzustreben, sofern die vor ihnen herziehende Nahrungsquelle (Schwalben) nicht anderweitig orientiert ist. Dieses Verhalten zeigen nicht alle Langstreckenzieher. Eleonorenfalken und Neuntöter bweispielsweie zeigen ein vergleichsweise umständliches Wanderverhalten (vgl. Richarz, S. 73). Baumfalken legen täglich durchschnittlich 200 km auf ihren Flügen zwischen Winterquartier und Brutgebiet zurück, maximal können es sogar bis zu 650 km sein.

Baumfalken können vier bis acht Jahre alt werden. Laut Gjel wurde der älteste registrierte Baumfalke zehn Jahre alt (Europas Greifvögel 2019, 2. Auflage, S. 257).

Adulter Baumfalke im NSG Lettenbruch mit Beute in den Fängen (24.08.22, Foto: C. Rethschulte).
Auf den folgenden Bildern ist zu erkennen …

I

… dass er es sich nicht nehmen lässt …
… bereits im Flug von der Beute zu fressen (24.08.22, Foto: C. Rethschulte).
Diesjähriger Baumfalke im NSG L. am 24.08.22 (Foto: C. Rethschulte).
Auf den folgenden Bildern ist zu sehen …
… wie ein zweiter Baumfalke den Artgenossen bedrängt …
… um ihm um die Beute abzunehmen (24.08.22, Foto: C. Rethschulte).
Grünspecht im NSG L. – zu diesem Zeitpunkt ahnt er noch nicht, dass in derselben Weide ein Sperber wartet, der ihn kurz darauf attackieren wird. Der Grünspecht hat Glück! (24.08.22, Fotos: C. Rethschulte).

Vermutlich diesjähriger Sperber (w) …
… scheitert mit zwei Versuchen einen Grünspecht zu schlagen (24.08.22, Fotos: C. Rethschulte).
Rotmilan im NSG Lettenbruch am 24.08.22 (Foto: C. Rethschulte).
Einer von drei Mäusebussarden im NSG L. am 24.08.22 (Foto: C. Rethschulte).
Rufende Elster im NSG Lettenbruch am 24.08.22 (Foto: C. Rethschulte).