Heute ist bereits eine Woche vergangen, seit dem der Steppenkiebitz (chettusia gregaria) auf seinem Rückflug in die Brutreviere das letzte Male am Rand des Bönener Industriegebietes beobachtet werden konnte (vgl. den ausführlichen OAG-Bericht von Bernhard Glüer).
Für mich ist dieses Datum Anlass, ob dieses wunderschönen Vogels noch einmal in Erinnerung zu schwelgen, und zwar insb. bezogen auf seine gelungenen Arrangements mit den auf der gleichen Ackerbrache bereits brütenden Kiebitzen – und das über einen Zeitraum von mindestens sechs Tagen.
Die englische Namensgebung gibt hier ebenso wie das lateinische attributive Adjektiv „gregaria“ erste Hinweise: „sociable plover“, heißt übersetzt soviel wie „geselliger, kontaktfreudiger, umgänglicher Regenpfeifer“. Genau diese Attribute scheinen es diesem Regenpfeifer zu ermöglichen, sich nicht nur mit ebenfalls ziehenden Kiebitzen zu vergesellschaften, sondern in einer – wenn auch kleinen – Kiebitz-Brutkolonie rasten zu können, ohne als Aggressor oder Rivale angesehen zu werden. Denn sobald wirkliche Aggressoren (z.B. Krähen, Rohrweihe) vor Ort erschienen, stieg die Schar der anwesenden Kiebitz-Männchen direkt auf und attackierte die Eindringlinge bis sie das Brutrevier verlassen hatten.
Nur vereinzelnd kam es vor, dass mehrere Kiebitz-Männchen den Steppenkiebitz verfolgten. Häufig war es ein einzelnes Männchen, dem bzw. dessen Brutplatz der Steppenkiebitz wohl zu nahe gekommen war. In der Regel lief der Steppenkiebitz dem ebenfalls per pedes agierenden Verfolger dann davon oder er flog auf, hielt dabei den Kiebitz auf Distanz und ließ sich an einem anderen Platz nieder. Dabei verblieb er aber immer auf der gemeinsam besetzten Ackerbrache.
Aber auch folgendes Verhalten war zu beobachten: Wenn ihm ein Kiebitz zu lästig wurde, schaltete der Steppenkiebitz auf Gegenwehr um, ein Stop-Signal, auf das der Kiebitz reagierte.
Es war ein berührendes, intensives Erlebnis, den Steppenkiebitz in seinem Verhalten gegenüber den Kiebitzen vor Ort eine Zeit lang (aus dem Auto) beobachten zu können. Wünsche mir, dass er inzwischen sicher in seinem Brutrevier angekommen ist.