Bei mir fing es in der Kindheit an. Blaumeise und Dompfaff am Futterhaus bei den Eltern weckten mein Interesse an der Vogelwelt. Schon bald war ich mit Eifer bei der Sache und wurde mit auf vogelkundliche Wanderungen geschickt. Daraus ergaben sich für mich Kontakte in die Erwachsenenwelt, durch die ich Alex Mack und Siegfried Feuerbaum kennenlernte. Beide zeichneten sich durch ihre große Freude daran aus, ornithologisch interessierten Nachwuchs unter ihre Fittiche zu nehmen. Ungefähr 15 war ich und erinnere mich sehr genau an erste Fachgespräche mit Siegfried. Das war bei der Vogelbeobachtung an der Kläranlage in Lünen Schwansbell, wo wir über das dreibändige Monumentalwerk „Naturgeschichte der Vögel“ (von R. Berndt & W. Meise) diskutierten. Mein Bruder hatte mir die Bücher aus der Bibliothek mitgebracht und ich studierte fleißig darin. Durch meine Begeisterung und ihre Wesensart ergab sich eine enge Bindung zu Alex und Siegfried, so dass ich beide noch heute als meine „ornithologischen Väter“ bezeichne. Sie waren nicht nur Lehrer bezüglich der Vogelkunde für mich, auch nicht nur väterliche Freunde. Sondern wo mit meinem Vater über vieles nicht zu reden war, waren Alex und Siegfried für mich da und gaben mir manchen Rat. Seit Jahrzehnten bewahre ich einzelne Gespräche mit den beiden wie einen Schatz in mir auf und bin zutiefst dankbar für ihre Freundschaft, die über das rein ornithologische Hobby hinaus ging. So gab es im Laufe von nunmehr knapp 50 Jahren viele Telefonate, Besuche, Zufallstreffen in Biotopen, geplante Exkursionen und Ausflüge; und als Krönung auch gemeinsame Reisen zur Vogelbeobachtung. Die letzte große Reise ging im Frühjahr 2014 nach Spanien in die Extremadura. Dem Wunsch von Siegfried, wegen seines Herzleidens noch einmal in die Ferne zu kommen, kamen Thorsten Prall und ich gerne nach und gaben uns große Mühe, den Urlaub für Siegfried so angenehm, schonend und bequem wie möglich zu gestalten. So nutzten wir in den letzten Jahren unsere Möglichkeit, etwas zurückzugeben, bis Siegfried jetzt von uns ging. Ich weiß, ich bin nicht der einzige, für den das jetzt ein schmerzlicher Verlust ist. Denn als ich älter wurde, kamen jüngere nach, die Siegfried und Alex im Team genauso als väterliche Freunde in Erinnerung behalten werden wie ich.
Veröffentlicht am 5. Dezember 2019